Skip to content

Warum sind Bunker heute noch sinnvoll?

Warum sind Bunker heute noch sinnvoll?

Bunker oder Schutzräume wurden in den letzten Jahrzehnten häufig als Relikte einer düsteren Vergangenheit angesehen, in der Konflikte und Kriege das Leben von Generationen prägten.

Seit wann werden Bunker gebaut

Schutzräume sind im Prinzip schon so alt, wie die Menschheit selber. In der Steinzeit flüchteten sich Menschen bei Gefahr zum Beispiel in Höhlen. In der Antike und im Mittelalter wurden mächtige Burgen gebaut, die ihren Bewohnern Zuflucht boten. Die Bauweise solcher Schutzräume wandelte sich vor allem in Reaktion auf den technischen Fortschritt der Waffenentwicklung. Während die dicken Mauern einer mittelalterlichen Burg noch guten Schutz gegen Pfeile oder Katapulte boten, machte die Erfindung der Kanonen auch neue Bauweisen von Schutzräumen erforderlich. Die beeindruckenden Festungsanlagen des französischen Baumeisters Vauban dokumentieren noch heute diese geschichtliche Epoche. Spätestens seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurden schliesslich vorwiegend unterirdische Betonbauwerke angelegt, um den Gefahren der neuen Waffentechnik zu begegnen. Bunker spielten zunächst eine vorwiegend militärische Rolle, aber wurden ab dem zweiten Weltkrieg auch immer stärker im zivilen Bereich benötigt, da Bombenflugzeuge und weitreichende Waffen nun auch eine immer grössere Bedrohung für die Zivilbevölkerung weit hinter den Fronten der Konflikte darstellten.

Die Entwicklung von Bunkern im 20. Jahrhundert

Im zweiten Weltkrieg wurden Schutzräume häufig schnell improvisiert, in vorhandenen Kellern, U-Bahnstationen oder Höhlen angelegt. Doch auch diese einfachen Bunkeranlagen konnten bereits vielen Tausend Menschen das Leben retten. Gegen Ende des Weltkrieges kam mit den Atomwaffen jedoch eine neue Bedrohung auf, welche die Phase des sogenannten «kalten Krieges» bis zu Beginn der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts prägen sollte. Die Eigenschaften und Bedrohungen der Atomwaffen stellten die Schutzraum-Planer wiederum vor neue Herausforderungen – Atomwaffen wirken nicht nur durch einen enormen Luftdruck, sondern auch durch extreme Hitzeentwicklung, sowie starke radioaktive Direktstrahlung und radioaktive Langzeitstrahlung, den sogenannten «Fallout». Atombunker mussten also so gebaut sein, dass sie die Insassen vor oben genannten Gefahren so gut wie möglich schützen konnten und der klassische «Luftschutzkeller» der Weltkriegs-Ära war obsolet.

Die unterschiedlichen Staaten gingen in der Ära des kalten Krieges auch unterschiedlich mit dieser Bedrohung um. Während Länder wie die Schweiz oder Finnland auf eine vollflächige Versorgung der Bevölkerung mit Zivilschutzanlagen setzten, wurden in Ländern wie Deutschland stets nur Kapazitäten von Schutzplätzen für einstellige Prozentzahlen der Bevölkerung erreicht. Vor allem gab es Bunkeranlagen für militärische Einrichtungen, Regierungsinstitutionen und Teile der Verwaltung. Ein umfassender Schutz aller Bürger schien zu aufwändig und teuer. Mit dem Fall des «eisernen Vorhangs» und dem Zerfall des früheren «Ostblocks» schien schliesslich ab den neunziger Jahren eine Phase der weltweiten politischen Entspannung und des Friedens einzutreten.

Die Entwicklungen nach der Jahrtausendwende

Die geopolitischen Entwicklungen nach der Jahrtausendwende schienen der optimistischen Grundhaltung zunächst Recht zu geben, das grössere Kriegs- und Katastrophenereignisse zumindest in Europa der Vergangenheit angehören würden. Im Rahmen der sogenannten «Friedensdividende» wurden in Deutschland in der Folge erhebliche Einsparungen beschlossen, im Zivilschutz, im Katastrophenschutz und beim Militär. Seit 2007 wurden alle Investitionen in Zivilschutzanlagen eingestellt. Vorhandene Anlagen wurden rückgebaut, oder dem Verfall preisgegeben. Mit dem Aufkommen neuer geopolitischer Spannungen, globaler Krisen wie dem Klimawandel oder Pandemien, neuer rivalisierender Machtblöcke und schliesslich dem Beginn des Ukraine-Krieges wurde einigen europäischen Regierungen, sowie der Bevölkerung wieder bewusst, wie verletzlich sie im «Ernstfall» wären. Auch in Deutschland wird nun wieder über Konzepte des Zivilschutzes nachgedacht, die Einrichtung von ABC-schutzfähigen Einrichtungen für «Jedermann» ist aber ausdrücklich nicht vorgesehen, der Normalbürger sollte also nach wie vor keinen Schutzraumplatz vom Staat erwarten, sondern soll selber vorsorgen, z.B. mit dem Anlegen von privaten Notvorräten.

Bunker als private Vorsorge

Bunker können aufgrund ihrer Bauart als sichere Räume gegen eine Vielzahl möglicher Bedrohungen schützen, von der Industriekatastrophe, über Terrorangriffe oder Unruhen, bis hin zu einem Krieg. Sogar der Schutz vor Atomwaffen ist in einem privaten Bunker möglich. Heutzutage bewerten Fachleute den begrenzten Einsatz sogenannter «taktischer Atomwaffen» als deutlich wahrscheinlicher als einen globalen Atomkrieg, der praktisch keine «Gewinner» kennen würde. Die Bedrohung hat sich also gewandelt. Natürlich kann ein normaler Zivilschutzraum nicht einen direkten Atomwaffentreffer überstehen, aber je nach Stärke der Waffe ist ein Überleben einer Atomexplosion im Abstand von wenigen hundert Metern bis zu wenigen Kilometern vom Explosionsort in einem solchen Bunker möglich, vor allem kann auch der folgende radioaktive Fallout in einem unterirdischen Schutzraum mit ABC-Filtern gut überstanden werden. Experten gehen davon aus, dass die radioaktive Belastung nach einer Atomwaffenexplosion im Bereich von 7-14 Tagen auf ein unschädliches Niveau zurückgegangen ist. Danach können Schutzräume im Normalfall wieder verlassen werden.

Fazit: Damals wie heute ist die Welt leider kein friedlicher Ort und auch die stetigen Bemühungen um Frieden und Stabilität werden immer wieder erschüttert.

Es liegt in der Natur von Konflikten und Katastrophen, dass sie oft plötzlich und unvorhersehbar über die Menschen hereinbrechen. In diesen Fällen ist es oft zu spät zu Handeln.

Eine gute Vorsorge zahlt sich dann aus. Darum sind Bunker auch heute noch sinnvoll. Vera_Oeckl_ArWeDe_KLG